Samstag, 26. November 2011

"Plattenbauten" - Projekt Kagel

Der Ort Kagel im Landkreis Oder/Spree gehört zur Gemeinde Grünheide und liegt etwa eine Autostunde östlich von Berlin. Ein sehr engagierter Heimatverein kümmert sich um den Erhalt der Alten Dorfschule und baute diese in unzähligen Stunden liebevoll zu einem Heimatmuseum um. Zentral gelegen und weithin sichtbar ist die Dorfkirche. Bei einem Treffen mit Frau Dr. Elisabeth Turowski vom Heimatverein entstand die Idee, die Kirche als verkleinertes Modell nachzubauen.
Diese Aktion soll der Auftakt sein, für ein weiteres Projekt. Gemeinsam mit Jugendlichen des Dorfes wird ein topographisches Modell des Ortes entstehen, mit Abbildung des Baberow- und Bauernsees, historischer Gebäude (Jagdschloss, Dorfschmiede) und den ehemaligen Flurgebieten. Dazu später mehr.
Zunächst zum Modell der Kirche:
Grundlage bilden einzelne Platten, die zwischen Zeitungslagen antrocknen und dann mit den Fenstern und markanten Mauerteilen ausstaffiert werden. Sind die Platten so trocken, dass sie sich kaum noch verbiegen, werden sie auf einen Rahmen gesetzt.
Ist das Kirchenschiff mit dem Dach bedeckt, fertige ich den Turm für die Vorderseite und die Rotunde für die Rückseite an.
Entscheidend ist bei den vielen Details
das "richtige" Werkzeug. So schneide ich mir aus einer alten Chipkarte ein Zentimeter-Maß, welches zum Markieren des Abstandes zwischen den Fenstern dient. Ein Maniküre-Messer ist optimal zum Ausschneiden der Fenster-Rundungen. Für die Form der Fenster modelliere ich aus einer lufttrocknenden Knetmasse einen Stempel vor, der sich immer wieder einsetzen lässt.
Sind Turm und Rotunde an das Kirchenschiff mittels Schlicker (dünnflüssiger Ton) angesetzt, geht´s ans Finish. Das Dach wird mit Manganoxid schiefergrau eingefärbt. Feine Linien, im Original ziegelrote Backsteine, ziehen sich um das Kirchenschiff. Porzellan-Schlicker wird als Uhr auf den Turm mittels Pinsel aufgebracht.
Unter dem Dach gibt es halbkreisförmige Einkerbungen.
Die Kirche muss vor dem Brennen nun langsam trocknen, damit sich zwischen den Platten keine Risse bilden. Hier schon mal ein Blick darauf:

Montag, 7. November 2011

Nacht und Nebel - ein Blick zurück

Am vergangenen Samstag gab es in mehr als 100 Lokalitäten in Berlin/Neukölln Kunst zu begehen und zu bestaunen. Die vom Schillerpalais Neukölln veranstaltete Aktion "Nacht und Nebel" ist die kleine herbstliche Schwester vom großen sommerlichen Festival-Bruder "48 Stunden Neukölln".
In meiner Werkstatt zählte ich etwa 70 Besucher. Im Hauseingang lockte zunächst eine Installation aus Porzellan-Lampen mit einer Klangcollage aus Alltagsgeräuschen den Passanten von der Straße.
"Ist das Kunst oder kann das weg?"- ok, dieser Kommentar stand einigen Besuchern ins Gesicht geschrieben, wenn sie auf die weiße Brühe am Boden blickten, die ein Scheuerlappen notdürftig wegzuwischen schien. Aber wer sich die Mühe machte und ein zweites Mal hinsah, erkannte das die Struktur des Lappens in den Porzellanlampen wiederzufinden war. "Das muss ich jetzt nicht verstehen, oder"- nein, müssen Sie nicht, aber manchmal lohnt es sich einfach einen Moment seine Klappe zu halten und auf das Glucksen von einer Kaffeemaschine, Glockenläuten, Wortfetzen (um einige Beispiele aus der Klangcollage zu nennen) zu lauschen = ein festgehaltener Moment in unser ach so quadratisch-praktisch-tupper-ikea-spülmaschinentauglich- verseuchten-guten (?) Zeit. "Ach, DU schon wieder!", so der Kommentar eines Hausmitbewohners, sei hier noch kurz erwähnt und jetzt halte ich MEINE Klappe, den "Kunst" zu erklären, DAS GEHT GAR NICHT!
Und ein Dankeschön an die Vielen, die es auch noch in meine Werkstatt geschafft haben und auf dem großen Tisch eine Präsentation meiner momentanen Arbeiten begutachteten.
(Lieber Hausmitbewohner, auch im kommenden Jahr plane ich an "Nacht und Nebel" teilzunehmen. Lass Dich überraschen!)