Willkommen auf dem Blogbeitrag der Tasse "content", only for fans!
Schau gern mal wieder hier vorbei, indem Du den QR-Code scannst- ich werde ab und an etwas Neues aus meiner kleinen Töpferwelt-Blase posten.
But first, der Spruch des Tages:
31. März '24
Das GRASSI-Museum für Angewandte Kunst Leipzig feiert Geburtstag und hat eine Mitmach-Aktion initiiert "150 Jahre- 150 Objekte". Zu ausgewählten Objekten können Besucher und Besucherinnen Texte verfassen.
Folgenden Text habe ich eingereicht:
Fußschale, Keramik, Jan Bontjes van Beek
Schwergewichtig sieht sie aus, die flache Schale von Jan Bontjes van Beek (1899-1969) - schwer wie ein Stein. Und auch die gräulich milchige Oberfläche mit teils dunklen Sprenkeln lässt an Granit oder Mamor denken. Und erst auf den zweiten Blick sieht man den freien Fuß der Schale, wo die Glasur aufhört und als dicker Tropfen hängengeblieben ist. Der Fuß ist rötlich- ziegelrot wie gebrannter Ton, also Keramik. Und plötzlich kriegt das Ganze etwas Leichtes. Denn der Fuß ist im Verhältnis zum Durchmesser der Schale recht schmal, lässt die schnell aufspringende Wandung fast schweben. Ein Fleck, grünlich-türkisfarben schimmernd kriecht partiell ins Innere und über den wulstigen Rand und läuft in unregelmäßigen Schlieren aus - fast mutet es an wie etwas Textiles, das die Schale ziert. Man könnte Schmuck in die Schale legen und ihn dadurch besonders präsentieren. Hatte van Beek überhaupt den Gedanken an einen Gebrauch im Sinn? Neugierig geworden google ich und bestelle mir ein Buch mit dem Titel :" Töpfe-Menschen-Leben Berichte zu Jan Bontjes van Beek". Dass er ein tüchtiger Tüftler war, ist da zu lesen, mehrere Öfen selbst gebaut und unermüdlich gerechnet hat, bis er die Glasurformeln fand, die die ersehnten Ergebnisse brachten. Er selbst bezeichnete sich als "keramischen Bildhauer". Und so wandern meine Augen erneut die Form entlang; entdecken Schattierungen der Glasur in den Zonen des Gefäßes: Am Rand, in der Mitte, Innen und Außen. Michael Sommer, 47, Keramiker
18. März '24
Eben aus unserem Urlaub im Schwarzwald/Elsass zurückgekehrt möchte ich kurz Folgendes erzählen:
In der elsässischen Töpferstadt Soufflenheim las ich auf einem Schild in einer Töpferei "Hier siedelten sich die ersten Hafner an." Gemeint sind tatsächlich Töpfer, die seit dem Mittelalter Waren des täglichen Gebrauchs herstellten, im Speziellen waren das Backformen, Pfannen, Töpfe, Nachtgeschirr. Und auch heute noch sind typische Produkte elsässischer Keramik bunte Backformen und ovale Vorratstöpfe. Später (vermutlich ab dem 8./9. Jahrhundert) formten die Hafner auch Ofenkacheln auf der Töpferscheibe. Gut nachvollziehbar, wenn man sich sogenannte "Napfkacheln" anschaut. (Bitte selber mal googlen.)
Später setzten sich die Begriffe "Töpfer" oder "Ofensetzer" durch.
Heute wird der Begriff Hafner vorallem in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz als Bezeichnung für den Lehrberuf des "Ofensetzers" verwendet.
25. Februar '24
Ein schön gezogener Henkel
ist oben breit und wird nach unten schmaler- und das sowohl in der Draufsicht als auch von der Seite betrachtet. Ein schön gezogener Henkel steht nicht zu weit vom Gefäßkörper ab, aber liegt auch nicht zu eng an. Ein schön gezogener Henkel hat am Ansatz einen leichten Schwung noch oben, bevor er in leicht gekrümmter Kurve nach unten verläuft und einen stimmigen Abschluss findet. Ein schön gezogener Henkel wirkt nicht zu massiv, ist aber auch nicht zu filigran.
Wenn das alles stimmig vom Töpfer ausgeführt ist, lässt sich die Tasse/der Krug angenehm halten.
Easy going! ;-)
9. Februar '24
Es braucht so wenig....um glücklich zu sein, als Töpfer: ein Pott mit Wasser, eine Holzschiene, ein Schwamm, ein Maßband, ein Stichmaß (steht an der Töpferscheibe und markiert oberen Durchmesser und Höhe des zu drehenden Gefäßes), ein Schneidedraht, um das gedrehte Werkstück von der Scheibe zu schneiden. Und natürlich unverzichtbar ist die Töpferscheibe. ;-)
23.Januar '24
7. Januar '24
Über das Töpfern
Es sind die Arbeitsschritte für sich genommen, die das Handwerk für mich so erfüllend machen. Töpfern bedeutet achtsam arbeiten. Jeder Schritt will sorgfältig ausgeführt sein, damit am Ende ein schönes Ergebnis vor mir steht. "Ton hat ein Gedächtnis", meint: Die Richtung und Kraft, welche ich dem Material durch das Einwirken meiner Hände mitteile, richten die feinen Tonplättchen aus. Am Anfang wird der Ton kräftig durchgeschlagen und geknetet. Danach von Hand oder per Töpferscheibe mit bewussten Griffen in Form gebracht. Und bevor das Werkstück ganz trocknet, glätte ich die Oberfläche, streiche nochmal sacht über die Ränder. Vielleicht decke ich über Nacht ein Tuch oder Folie darüber, damit es nicht zu schnell trocknet und sich nicht verformt.
In jedem Moment bin ich ganz bei der Sache. Klar, die Abfolge der Arbeitsschritte wiederholt sich, Routine stellt sich ein. Das ist auch gut so, um effektiv zu arbeiten.
Ich hadere mit dem Satz: "Töpfern ist ja so meditativ.". Vielleicht ist es das in dem Sinne, dass ich ganz im Hier und Jetzt bin, über die einzelnen Arbeitsschritte nicht mehr nachdenke; sie sind in meinem Unterbewusstsein mittlerweile verankert.
Um in einen guten Flow zu kommen, höre ich Musik- am liebsten ziemlich laut. ...
20. Dezember '23:
Hier siehst Du, wie die Tasse entstanden ist:
Mach Dir doch mal den Spaß und wiege Deine leere Tasse. Für das Drehen des Tassenkörpers habe ich 300 g und für den Henkel knapp 30 g weiche Tonmasse von Wittgert Steinzeugton 11er verwendet.
Der Ton schwindet beim Brennen um gut 13 %, d.h. Deine Tasse war vor den zwei Bränden sowohl im Durchmesser als auch in der Höhe prozentual größer.
Liegt sie nicht unglaublich leicht in der Hand? Ja, die 11er Masse von Wittgert ist sehr bildsam und lässt sich gut auf der Töpferscheibe ausdrehen!
Auf dem Weg zum endgültigen Produkt ist all das Wasser, welches einen großen Anteil am Gewicht ausmacht, entwichen. Wusstest Du, dass im Töpferhandwerk drei "Arten" von Wasser unterschieden werden? Dazu später einmal mehr.